Hochschule Luzern - Musik, Abteilung Jazz

STIMMEN AUS DEM LEHRKÖRPER


Hoffnungen, Erwartungen, Ängste und Befürchtungen im Zusammenhang mit der Überführung der Jazz Schule Luzern in die Musikhochschule
(eine zufällige Auswahl von Zitaten zu diesem Thema, gesammelt von Hämi Hämmerli)

 

Meine Hoffnungen sind, dass durch die Vielfalt des Angebots die Ausbildung der Studierenden bereichert wird.

Meine Ängste sind, dass durch die Zusammenlegung der drei Schulen die Lehrfreiheit und Individualität der Dozenten eingeschränkt wird.

Lauren Newton, Vokalistin und Dozentin für Gesang und Ensemble


Ich erwarte durch den Zusammenschluss eine wesentliche Qualitätssteigerung der Ausbildung durch Synergien im Unterrichtsangebot.

Ich befürchte, dass die Entscheidungswege nicht mehr so direkt sein werden und hoffe sehr, dass keine unnötigen administrativen Leerläufe entstehen

Urs Ehrenzeller, Komponist und Dozent für Ear Training


Ich denke, dass die Ausbildung mit der neuen Struktur breiter abgestützt und fundierter wird und dass den Bedürfnissen der Studierenden durch die Möglichkeiten zur Wahl zwischen drei Hauptstudien entgegengekommen wird. Endlich bekommt der Jazz auch in der Schweizer Bildungslandschaft die Anerkennung, die er im sozio-kulturellen leben schon längst hat.

Meine Befürchtung ist, dass durch die Bestrebungen, den Schuljahresbeginn auf Oktober zu verlegen, die Studenten den Stoff ohne die bisherigen Ferienzeiten nicht mehr genügend erarbeiten können

Heiri Känzig, Bassist, Komponist und Dozent für Kontra- und Elektrobass und Ensemble


Chancen: Grenzen werden abgeschafft: Begriffe wie U- und E-Musik wandern in den Papierkorb!

Gefahren: Intimitätsverlust der Schulen, Musikfabrik?

Roland von Flüe, Saxofonist und Dozent an der allg. Abteilung und Abteilung für Grundausbildung


Als jemand, der sehr stark an klassischer Musik interessiert ist, bin ich froh über die Synergien, die sich durch den Zusammenschluss ergeben werden.

Ich befürchte überhaupt nichts, sondern hoffe vielmehr, dass sich der Horizont aller Beteiligten dadurch erweitern wird.

Hans Feigenwinter, Pianist, Komponist und Dozent für Werkanalyse, Komposition und Ensemble


Es entsteht nun ein gewisser Druck, das Ausbildungssystem noch einmal zu überdenken. Die Gefahr dabei ist, dass wegen des rasanten Tempos der Entwicklung etwas wenig Zeit zum nachdenken bleibt. Offen bleibt auch die Auswirkung der Zulassungsbeschränkung.

Willy Kotoun, Perkussionist und Dozent für Körper & Rhythmik


Erwartungen: Ich denke, dass die Musikhochschule nach dem Grundstudium eine Vielfalt von thematischen Bereichen anbietet. So ergibt sich für die Jazz-Studentinnen und Studenten zum ersten Mal die Möglichkeit, bereits während der Ausbildung ihre selbstgewählten Vorstellungen zu verfolgen.

Befürchtungen: Ich hoffe, dass genügend Raum erhalten bleibt, wo die persönliche Auseinandersetzung unter den Studierenden geführt werden kann. Das Schlimmste wäre wohl, wenn sich die Musikhochschule zum blossen Lerninstitut entwickeln würde.

Urs Röllin, Gitarrist, Organisator Jazzfestival Schaffhausen und Dozent an der Allg. Abteilung


Musik ist keine Dienstleistung, sondern eine Kunstform! In diesem Sinne hoffe ich für unsere Studierenden, dass die Berufssituation der improvisierenden Musiker einmal annähernd so gut wird wie die Ausbildungssituation.

Norbert Pfammatter, Schlagzeuger und Dozent für Schlagzeug


Hoffnungen, Erwartungen: Die MHZ wird ein überregionaler, mit Europa in Verbindung stehender, musikalischer Anziehungspunkt von hohem Niveau. Sie wird ein aktiver Bestandteil einer lebendigen Jazzszene in der Schweiz.

Befürchtungen, Ängste: Der Jazz verliert seine Lebendigkeit, er wird museal und alle Versuche, diese Musik in ihrer ganzen Tiefe intellektuell zu ergründen, werden zwangsläufig scheitern.

Roberto Bossard, Gitarrist und Dozent für Gitarre und Ensemble


Jetzt ist es soweit: die Musikhochschule Luzern ist Tatsache. Vielen Dank allen, die das möglich gemacht haben.

Den Studenten, die die Musikhochschule Luzern als Musiker verlassen werden, wünsche ich in Ihrem Beruf viel Freude.

Peter Schärli, Komponist, Trompeter und Dozent für Trompete und Ensemble


Herausforderung: Um den Ansprüchen eines stark erweiterten Ausbildungsangebotes gerecht zu werden, ist eine enge zusammenarbeit der /Fach-)Lehrer notwendig. Der bis jetzt für mich damit verbundene rege Austausch von Fachwissen, der Abbau von Konkurrenzdenken und die daraus sich ergebenden Anregungen für mich als Musiker und Lehrer waren und sind sehr bereichernd. Die Frage ist nun, ob dieser zustand weiterführbar, ja steigerbar sein wird und ob es uns gelingt, den kommenden Studenten einen fundierten, vielseitigen, trotzdem aber die Individualität fördernden Ausbildungsgang zu gewährleisten.

Befürchtungen: Dass sich eine so grosse Institution gnadenlos zu einem Ausbildungsmonster entwickelt, welches vor lauter (ambitionierten) Lehrplänen und einer aufgeblähten Administration dem eigentlichen ziel, einem eigenständigen, kommunikativen Musizieren im Wege sein könnte. In grösseren Institutionen besteht tendenziell die Gefahr einer sich weitenden Kluft zwischen Bedürfnissen von Studenten und Lehrern, einhergehend mit einer zunehmenden Anonymität und den Sachzwängen einer grossen Administration. (Bei uns an der Jazzschule ging es in diesem Sinne bis jetzt sehr familiär und übersichtlich zu und her). Meine Befürchtungen gehen auch dahin, dass am Ende eventuell die falschen Leute (fachlich von "sehr weit weg") die falschen Entscheide treffen werden. (Wenn zB. die Bedürfnisse eines Technikums mit den Arbeitsformen eines Musikunterrichts über die gleiche leiste geschlagen werden, riskiert man meines Erachtens, es schlussendlich allen unrecht zu tun.)

Hoffnung:

Dass es gelingt, diese noch umfassendere Ausbildung nicht auf Kosten des Menschseins (und Musikerseins) zu etablieren. Dass es gelingt, den Wissenstransfer der verschiedenen Fakultäten zu intensivieren. Dass sich Lehrer (und Schüler) von verschiedenen Fakultäten für gemeinsame Projekte zusammentun können. Dass ich mich an der neuen Schule noch mehr angeregt fühle, und dass uns möglichst viel von der grossartigen "familiären" Qualität im Umgang miteinander erhalten bleibt.

Christoph Baumann, Komponist, Pianist und Dozent für Piano und Ensemble


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