Hochschule Luzern - Musik, Abteilung Jazz

Eine Woche lang Hauptstadt des Jazz

Das Meeting der International Association of Schools of Jazz IASJ in Luzern hat in der ersten Juli-Woche 2009 für viel gute Musik, interessante Gespräche und Begegnungen gesorgt. Die Jazzabteilung der Hochschule Luzern - Musik hat sich mit der reibungslosen Durchführung des Anlasses profiliert und gezeigt, was Jazz bei aller lokalen Ausbildung auch noch ist: Eine internationale Sprache, die Menschen über Grenzen hinweg verbindet und motiviert.

Dave Liebman
Dave Liebman

His Master´s Voice

Ein spezieller Genuss war die abschliessende lecture“ von Spiritus Rector David Liebman. In seinen gut 50-minütigen Ausführungen, die wie eine lange Improvisation wirkten, gab Liebmann den IASJ-Teilnehmenden aus seiner Erfahrung ein paar pointierte Erkenntnisse mit auf den Weg. Die wichtigsten Punkte:

  • Wenn ihr auf der Bühne steht, gibt es nur die Verantwortung für die Musik und eure Mitmusiker. Es gibt in diesem Moment keine Vergangenheit und keine Zukunft. Nur das Jetzt. Es ist nicht euer Job, den Leuten zu gefallen oder nicht zu gefallen, sondern zu 100 Prozent das zu tun, was ihr tut. Dann wird auch das Publikum glücklich sein.
  • Eine Schule vermittelt die Grundlage, wie man ein sehr guter Handwerker wird. Aber sie ist nicht dazu da, um euch Originalität oder Kreativität zu vermitteln. Im besten Falle werdet ihr dazu inspiriert. Jazz ist eine universale Sprache. Wir haben heute die Werkzeuge, die Techniken, die Lehrgänge und die Lehrpersonen, um uns diese Sprache von Grund auf aneignen zu können. Aber das hat mit Kreativität und Musiker sein noch nichts zu tun.
  • Wie findet ihr zu Originalität, Kreativität, zu eurer eigenen Stimme? Indem ihr euch auch mit der Welt und den Leuten draussen auseinandersetzt. Ihr müsst über J.A.Z.Z. hinausgehen. Die Dinge ausserhalb der Musik sind mindestens so wichtig. Beschäftigt euch damit. Das hilft, dass ihr euch musikalisch ausdrücken könnt und etwas zu sagen habt.
  • Das wichtigste Schriftstück, das ihr von diesem Meeting mit nimmt, ist die Liste mit den Adressen. Haltet die Kontakte aufrecht, führt die Beziehungen weiter, die euch interessieren. Das ist die beste Zeit eures Lebens. Ihr habt eine grosse Freiheit. Nutzt die Mobilität. If you sit and wait for it to happen, it will not happen.“
  • Es ist wichtig, dass man sich an Orte begibt, wo es viele andere Leute hat, die das Gleiche tun. Warum? So werdet ihr euch klar, wo ihr selber steht. Es gibt Leute, die besser sind, als ihr. Es gibt jene, die hinter euch sind. Und es gibt jene auf dem gleichen Level. Es braucht alle drei Levels, um wachsen zu können und weiter zu kommen.
  • Es ist besser, in einer Sache sehr gut, als in vielen Sachen ein wenig gut zu sein. Wenn ihr etwas Bestimmtes perfektioniert und auf einen hohen Level bringt, wird man nicht um euch herum kommen und euch früher oder später finden.
  • Um den eigenen Weg zu finden, muss man auch aufgeben können. To give up to get.“ Wir haben so viele Möglichkeiten, alleine im Jazz. Wie also vorgehen? Vielleicht müsst ihr gerade das aufgeben, was ihr am meisten liebt, um das zu tun, was ihr am besten könnt. Wählt, was ihr am besten könnt.
  • Wie geht ihr vor beim Lernen? Es gibt so vieles, das ihr tun wollt und tun müsst. Macht ein Ding nach dem andern. Macht es solange, bis es sitzt und ihr das Gefühl habt, dass es stimmt. Dann geht zum Nächsten. Ihr müsst das selber tun. Die Lehrer können euch das nicht abnehmen. Ihr macht es für euch selber.
  • - Warum habt ihr euch für Jazz entschieden? Irgendetwas hat euch an dieser Musik berührt, das entdeckt werden will. Ihr seid nicht die Masse, die lieber die Musik am Radio hört. Ihr habt eine spezifische Sensibilität. Musik zu machen erfordert Disziplin, Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit. Jazz ist eine ehrliche Musik. Man kann in ihr nicht lügen, man ist bald entlarvt. Auch wer dereinst nicht mehr Musik machen sollte und sich für einen andern Weg im Leben entscheidet, kann von diesen Qualitäten profitieren.
  • Es gibt etwas in dieser Musik, das über Show, Gefallen wollen und Ego hinausgeht. Es ist etwas Grösseres, Umfassenderes. Ich weiss nicht wirklich, was es ist. Vielleicht ist es etwas Spirituelles, ich weiss es nicht. Aber es ist etwas. Etwas, das dich so leidenschaftlich packt, berührt, physisch, sinnlich, auf allen Ebenen.


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