Hochschule Luzern - Musik, Abteilung Jazz

RÜCKBLICKE UND AUSBLICKE


Interviews mit 6 Studierenden der Diplomklasse 2000

(Interviews: Pirmin Bossart, Journalist)

JOLANDA BRUNNER

Was haben Dir die vier Jahre Ausbildung an der Fakultät III gebracht?

Musikalische Sicherheit und Mut zur Eigenständigkeit. Natürlich: Es ist letztlich eine Schule, mit allen Vor- und Nachteilen. Du möchtest ja vor allem Musik machen und mit dem Instrument, mit der Stimme arbeiten. Deswegen habe ich gewisse Theoriefächer manchmal schon als Ballast empfunden. Aber wenn ich versucht hätte, mich auf eigene Faust auszubilden, hätte ich nie soviel profitieren können.

Was hat Dir besonders gefallen?

Die Schule bietet super Gelegenheiten, gute Leute kennen zu lernen und miteinander zu musizieren. Du hast die Möglichkeit, dir die Leute auszusuchen. Es ist wie ein grosses Feld, wo du ausprobieren kannst. Auch in Sachen Lehrkräfte wird keine Mühe und kein Geld gescheut, um wirklich Top-Leute zu holen. Gerade in der Stimmausbildung habe ich einige Koryphäen erlebt. Ich denke an Lauren Newton, Norma Winstone, Jeanne Lee.

Wie war die Stimmung? Gibt es nicht Konkurrenz?

Ich finde, der Geist an der Schule ist sehr gut, du fühlst dich getragen. Das erleichtert dir auch den Umgang mit der Konkurrenz. Konkurrenz ist vorhanden, aber ich habe sie nicht als ungesund empfunden, sondern als sehr motivierend erlebt.

Was hast du früher gemacht?

Ich habe als Primarlehrerin gearbeitet. Zuerst wollte ich noch Gitarre am Konsi studieren. Aber eigentlich hatte ich damals etwas genug von der klassischen Ausbildung. Ich begann, Saxophon zu spielen. So fand ich den Weg zur Stimme. Ich merkte, dass ich eigentlich schon immer singen wollte.

Wie sieht Dein Diplomprojekt aus?

Ich werde mit einem Sextett, bestehend aus Schlagzeug, Kontrabass, Piano, Gitarre und Tenorsaxophon eigene Kompositionen singen. Auch die Texte habe ich selber geschrieben. Das Thema heisst "Sichtweisen". Musikalisch liegt das Projekt im Bereich des lyrisch-zeitgenössischen Jazz. Die Kompositionen weisen ziemlich komplexe Harmonien auf, sind also eher europäisch-jazzig ausgerichtet. Es war vor allem Norma Winston, die mir den Zugang zu solchen Sachen eröffnet hat.

Hast Du schon Ideen, wie es für Dich nach dem Diplomabschluss weiter geht?

Ich werde sicher nicht in ein Loch fallen. Ich habe bereits ein recht volles Programm. Kommt dazu, dass wir eine halbjährige Tochter haben, die uns auf Trab hält. Mein Partner ist auch Musiker. Er spielt Piano. Zur Zeit planen wir einen längeren Auslandaufenthalt. Ich hätte Lust, in Rotterdam weiter zu studieren oder auf eine andere Weise Stimme-Unterricht zu nehmen. Musikalisch wird es uns sicher nicht langweilig werden.

Ihr macht auch zusammen Projekte?

Letztes Jahr vertonten wir mit einem Quartett Gedichte von Erich Fried. Natürlich wird wieder etwas Neues entstehen. Wir möchten nicht einfach Standards wiedergeben, sondern haben Lust, unsere eigenen Ideen zu verwirklichen und auszuprobieren. Als Musikerin oder Musiker ist es schwierig, längerfristig zu planen. Für mich gilt ohnehin, dass ich jetzt nicht einfach ein Diplom abhole, um nachher möglichst nach einem fixen Schema zu funktionieren. Ich finde es wichtig, dass man die Karten immer wieder neu mischen muss.

 


 

PETER GOSSWEILER

Vier Jahre Jazz-Berufsausbildung an der Fakultät III: Haben sich Deine Erwartungen erfüllt?

Grösstenteils sicher, wobei sich meine Erwartungen zu Beginn notgedrungen in Grenzen hielten. Ich kam direkt von der Kanti. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich Kontrabass-Unterricht genommen. Dieser war vorwiegend klassisch ausgerichtet.

Und trotzdem wähltest du die Jazz-Schule und nicht das Konservatorium?

Jazz begann mich damals eben sehr zu interessieren. Allerdings mehr die traditionelle Ausrichtung. Be Bop, Groove, diese Sachen.

Hat sich das mit der Ausbildung geändert?

Ja. Die freien Spielweisen habe ich erst an der Schule so richtig schätzen gelernt. Eigentlich war das nur folgerichtig: Die Ausbildung macht dich mit dem Instrument vertrauter, die Ohren entwickeln sich, es gibt neue Hörerfahrungen, das hängt einfach alles zusammen.

Was hat dir im Rückblick an der Fakultät III besonders gefallen?

Die Schule bietet sicher die einzigartige Gelegenheit, sehr schnell viele Leute kennen zu lernen, mit denen du spielen kannst, was sonst in diesem Spektrum wohl kaum möglich wäre. Auch was Musikrichtungen und stilmässige Entwicklungen betrifft, ist mir viel Neues eröffnet worden. Besonders gut finde ich den "Groove" an der Schule. Es ist sehr familiär und du hast wirklich das Gefühl, dass die Verantwortlichen dich unterstützen und nur das Beste für dich wollen.

Ist Dir vor lauter Schule nicht die Lust an der Musik vergangen?

Diese Gefahr besteht teilweise. Vor allem jetzt, wo wieder neue Fächer hinzukommen. Ich selber habe glücklicherweise die Freude am Spielen nie verloren. Das hat mir extrem geholfen, weil ich wusste, für was ich die Ausbildung mache.

Wie sieht Dein Diplomprojekt aus?

Ich trete mit einem Quintett auf, zwei Gitarristen, Saxophon, Bass und Schlagzeug. Wir spielen viel mit ungeraden Metren und grösseren Formen. (Lacht) Vor den ungeraden Metren habe ich mich eigentlich immer gedrückt. Doch in einem Workshop mit Simon Nabatov ist mir irgendwie das Licht aufgegangen. Er hat mir den Zugang eröffnet. Seitdem bin ich von solchen komplexen Tunes ziemlich fasziniert.

Was hast Du für Pläne in nächster Zukunft?

Momentan bin ich in der glücklichen Lage, dass einige gute Anfragen für Jobs laufen. Ich werde mit einem Kontrabass Quartett in Vevey spielen oder für die Bach-Tage in Stans etwas komponieren. Ich möchte auch mit dem Diplom-Quintett weiter arbeiten und Konzerte geben. Es gibt auch immer wieder kurzfristige Geldjobs. So spiele ich regelmässig als Zuzüger in diversen Orchestern.

Eine Stelle als Musiklehrer kannst Du dir nicht vorstellen?

Doch, aber auf meinem Instrument ist das wohl eher unwahrscheinlich. Es gibt sehr wenige Schüler und Schülerinnen für Kontrabass. Vorderhand möchte ich mich auf meine eigenen Sachen konzentrieren, viel üben, Konzerte geben, schreiben. Jetzt werde ich endlich wieder mehr Zeit dafür haben. Darauf freue ich mich.

 


 

ADRIAN PFLUGSHAUPT

Was haben dir die vier Jahre Jazz-Berufsausbildung an der Fakultät III gebracht?

Sehr viel. Zuvor war ich recht glücklich mit meiner Musik. Mit der Ausbildung sind plötzlich neue Türen aufgegangen. Du wurdest hier gut geführt, um das aufzunehmen, was Dir wirklich nützlich ist. Die Ausbildung gibt einen grossen Überblick und du kannst herausfinden, was für dich wesentlich ist.

Was war das Wesentliche in deinem Fall?

Ich kam aus der Funk-Ecke. Hier bin ich sozusagen auf den Jazz pur gestossen. Das geschah zunächst eher widerwillig. Aber mit der Ausbildung habe ich den Jazz wirklich schätzen gelernt und auch meine definitiven Vorbilder gefunden.

An wen denkst du?

An Musiker wie John Coltrane oder Wayne Shorter. Ich wollte die Grundlagen und das Handwerk für diesen klassischen Jazz noch tiefer kennen lernen. Deshalb hat es mich in die USA gedrängt. Dort habe ich ein Jahr lang an The New School in Manhattan studiert.

Das gab keine Probleme mit der Jazz Schule hier?

Ich bin der Fakultät III dankbar, dass ich das machen konnte. Das Jahr ist mir weitgehend angerechnet worden. Gewisse Sachen habe ich konzentriert nachgeholt.

Was ist dir an der Fakultät III besonders positiv aufgefallen?

Die Ausbildung bietet eine ausgezeichnete Plattform, um die richtigen Leute kennen zu lernen. Es hat mir auch gefallen, wie die Leute miteinander umgehen hier. Die Stimmung ist sehr gut, es passiert etwas. Das Klima ist so, dass Ideen gefördert werden.

Was stellst du für ein Diplomprojekt vor?

Ich präsentiere ein Trio mit zwei jungen Musikern, die ich an der Schule in New York getroffen habe. Wir spielen einfache Stücke, eine Art Songs, aber der Umgang damit wird sehr frei sein. Das Ausgangsmaterial ist bewusst einfach gehalten, der Spielraum für Ausbrüche und Improvisationen aber umso grösser.

Was hast du für Pläne?

(Lacht) Schulpläne habe ich vorderhand keine mehr. Es hat sich während der Ausbildung ohnehin viel Material angestaut, das erst noch zu sichten und zu verdauen ist. Ich bin froh, dass ich wieder mehr Zeit haben werde für das Instrument, für das Üben, für das Spielen von eigenen Sachen. Das kam in letzter Zeit zu kurz. Das Diplom wird mir auch nützlich sein, um Musik zu unterrichten. Das Ziel wäre schon, einmal ohne Musikunterricht auskommen zu können. Aber das ist natürlich eine Geldfrage.

Spielst Du in festen Bands?

Mit Kubus kommt die Sache erst richtig ins Rollen, das läuft gut. Ich spiele auch noch im neuen Sextett von Christoph Baumann und Hämi Hämmerli mit. Natürlich möchte ich auch eine eigene Band auf die Beine stellen, die musikalisch in die Richtung meines Abschlussprojektes gehen müsste.

Wirst Du wieder nach New York gehen?

Unbedingt, ich weiss einfach noch nicht, wann. Das ist eine Frage der Finanzierung. Ich habe gemerkt, dass ich in New York 200 Prozent mehr weiss, was ich will, und das auch durchziehe. Alles Halbherzige und Halbbatzige kommt dort gar nicht erst in Frage. Du gehst sonst unter. Es ist alles so gedrängt und konkurrenzierend.

 


 

MARC SCHEIDEGGER

Wie blickst Du auf die Jazz-Ausbildung zurück?

Die Schule gab mir die Gelegenheit, mich extrem mit dem Instrument befassen zu können. Ich kam vom Pop und Rock her und kannte den Jazz nicht so gut. Hier lernte ich, über Kadenzen zu spielen, bis ich die Formen intus hatte und auch das Gefühl für einen Song, für einen harmonischen Fluss. So habe ich die Gitarre grundlegend kennen gelernt.

Wie sah dein Leben vorher aus?

Ich habe die Matura gemacht und dann ein Jahr studiert, bevor ich an die Jazz Schule wechselte. Ich hatte nicht so klare Vorstellungen. Ich wollte einfach Gitarre spielen. Natürlich hätte ich auch den autodidaktischen Weg wählen können. Aber ich bin weniger der Typ dafür.

Die Ausbildung war für dich der richtige Weg?

Ganz bestimmt. An der Jazz-Schule kommst du in Kontakt mit den richtigen Leuten. Die Konkurrenz, die spürbar ist, spornt dich an. Mit der Ausbildung erhältst du ein ganzheitliches Instrumentarium. Du musst die Sachen ständig sichten und eine passende Arbeitsweise entwickeln. Oft ertrinkst du fast im Material und du weißt, dass du das in vier Jahren nie alles lernen kannst. Das war manchmal frustrierend. Gut ist, dass die Schule dich nie in eine fixe Richtung drängt. Wenn du offen bist, kannst du enorm viel profitieren.

Hast Du die Schule streng gefunden?

Es war manchmal schon eine rechte Knüppelarbeit. Das erste Jahr war ein Stress für mich. Aber damals ist bereits Kubus entstanden. Das war wichtig und gab mir eine gewisse Sicherheit. Ich habe auch meine Lehrer Roberto Bossard und Christy Doran schätzen gelernt. Sie waren Vorbilder für mich. Sie haben ihr Leben lang Musik gemacht, mit allem, was dazu gehört. Das hat mich immer wieder inspiriert.

Wie sieht dein Diplomprojekt aus?

Ich mache mein Abschlussprojekt mit dem Schlagzeuger und Bassisten von Kubus. Wir spielen Stücke von mir. Sie haben ein klares Thema und bieten Raum für Improvisation. Ich werde auch meine Effektgeräte einsetzen, eventuell Loops. Es wird das erstemal sein, dass ich als eine Art Bandleader auftrete. Das ist für mich eher ungewohnt, aber gerade deswegen auch eine Herausforderung. Vielleicht ist das der letzte Kick, den mir die Schule geben kann!

Hast du schon Pläne für nachher?

Ich möchte einmal so vielseitig wie möglich sein und fähig werden, mich auf meinem Instrument in ganz verschiedenen Stilrichtungen auszudrücken. Ich hätte keine Mühe, als Sideman in einer Pop- oder Rockband mitzutun, so wie ich das mit Emel gemacht habe. Die Hauptsache wird vorläufig sicher Kubus bleiben. Ich werde aber sicher auch einmal mein eigenes Projekt durchziehen.

Und das liebe Geld?

Ich gebe Unterricht an einer Musikschule, und das wird vorläufig nicht ändern. Ich habe eine junge Familie und stehe damit unter einem gewissen Druck, dass ich regelmässige Jobs habe. Meine Hauptaufgabe wird sein, eine Balance zu finden zwischen reinen Geldjobs und eigenen Musikprojekten. Natürlich habe ich das Ziel, einmal mein Geld als professioneller selbständiger Musiker zu verdienen. Das andere wäre, sich auf einem regelmässigen Lohn auszuruhen und sich dadurch einen Lebensstandard anzugewöhnen, den man nur noch mit einer fixen Anstellung bewältigen kann. Da möchte ich auf der Hut sein.

 


 

JULIAN DILLIER

Wo hast du mit der Ausbildung an der Jazz Schule vor allem profitiert?

Die Schule hat mir in erster Linie menschlich sehr vieles gebracht. Du wirst mit so vielen verschiedenen Leuten, Musikstilen und Lehrpersonen konfrontiert, dass du unweigerlich Vorurteile abbaust und Toleranz lernst. Mir ist das zumindest so ergangen. Zum andern habe ich an der Schule wichtige Leute getroffen, verschiedene Freundschaften geknüpft und musikalische Beziehungen aufbauen können. Ich sehe die Schule mehr als einen Pool, wo man sich gegenseitig beeinflussen und sich auch seine Kollegen aussuchen kann. Das alles ist eigentlich mehr wert, als der Stoff selber, der vermittelt wird.

Hast Du nie Mühe gehabt, vor lauter Stoff noch die Freude an der Musik zu behalten?

Die Ausbildung war teilweise sicher etwas kopflastig. Manchmal hat mich auch die Fülle verwirrt. Je mehr du weißt, desto mehr Möglichkeiten öffnen sich und umso schwieriger ist es, sich für etwas zu entscheiden. Ich denke, dass es nun eher darum geht, dass ich das, was ich gelernt habe, wie vergesse und ins Unterbewusstsein sinken lasse und wieder mehr auf die ursprüngliche Ausgangslage zurückkomme: Nämlich einfach Musik zu spielen, aus dem Bauch heraus.

Du hast schon vorher in einer Band gespielt?

Mit 15 Jahren habe ich mit Schlagzeug begonnen. Meistens habe ich Funk gespielt. Mit Funk’n’Stein hat es mich dann so richtig in die Musik hineingezogen. Die Jazz Schule war damals für mich das Naheliegendste. Ich konnte mir nichts anderes vorstellen. Ich wollte einfach Musik machen. Gleich nach der Matura habe ich mit der Ausbildung begonnen.

Vom Funk zum Jazzer?

Ich habe Mühe mit dem Image, das dir — gerade in Rockkreisen — oft angehängt wirst, wenn du eine Jazzausbildung gemacht hast. Ich fühle mich überhaupt nicht besser, nur weil ich die Jazz Schule gemacht habe. Aber für mich selber war es das einzig richtige. Ich bin durch die Ausbildung auf jeden Fall besser geworden und weiter gekommen.

Wie sieht dein Diplomprojekt aus?

Ich präsentiere eine schon bestehende Band mit Keyboard, Bass und Schlagzeug, die ich zusätzlich mit einem Saxophonisten ergänze. Von den Sounds her klingt die Musik manchmal ähnlich wie Goa-Trance, ist aber rhythmisch nicht so gerade und viel grooviger. Repetitiv-modale Klangflächen und Beats mit einer trotzdem abwechslungsreichen Rhythmik zu verbinden, das interessiert mich. Das akustische Instrument, das Saxophon, schafft spezielle Kontraste, ähnlich wie das auch bei Tonus von Don Pfäffli zu hören ist.

Hast du schon Vorstellungen, was du nach der Ausbildung machst?

Das ist sehr ungewiss. Ich bin in drei Bands, die ich weiter treiben möchte. Unmittelbar nach der Schule wird es sicher weiter laufen wie bisher, mit einer Mischung aus Gigs und Unterricht. Ich habe eine Stelle als Musiklehrer, das gibt mir die finanzielle Basis. Das Ziel ist aber, Musik zu machen. Ich könnte mir auch vorstellen, in eine andere Stadt zu ziehen. Längerfristig möchte ich meine Energie aber schon einmal voll in ein grosses Projekt investieren und dieses entsprechend durchziehen.

 


 

MARCEL STALDER

Wie bist Du zufrieden mit der Ausbildung an der Fakultät III?

Die Ausbildung war eine grosse Bereicherung für mein Musikverständnis. Ich habe sehr vieles und ganz verschiedenes kennen gelernt. Ich war Mitglied einer Hardcore-Band und spielte sehr einseitig Bass gespielt. Ich hatte viel Positives über die Jazz Schule Luzern gehört. Deswegen beschloss ich, dort einzusteigen. Zunächst hatte ich schon etwas Bedenken, wegen der Jazzorientiertheit und so. Aber das hat sich überhaupt nicht bestätigt.

Was hat dir die Ausbildung gebracht?

Ich war nicht gerade einer der extrem Fleissigen, habe aber dennoch sehr profitieren können. Ich bin sicher besser geworden auf dem Instrument. Du nimmst von der Ausbildung auch eine extreme Menge an Material und Unterlagen mit, von denen du wohl noch Jahre zehren kannst. Es ist nie fertig.

Und sonst?

Ganz wichtig ist, dass ich hier viele gute Leute kennen gelernt habe. Das war für mich fast wertvoller als alles andere. So ergaben sich kleine Projekte und Auftrittsmöglichkeiten und auch musikalische Herausforderungen. Vorher hatte ich mich musikalisch im Sedel-Kuchen bewegt. Mit der Jazz Schule ist ein viel breiteres Spektrum aufgegangen.

Wie sieht dein Diplomprojekt aus?

Ich schliesse mit Kubus ab. Gerade durch die stärkere Ausrichtung auf Trip Hop, Drum’n’Bass, House habe ich als Bassist eine wichtige Funktion in dieser Band bekommen, auch von den Arrangements her. Ich baue das Fundament, gebe den Boden. Ich fühle mich extrem wohl in dieser Bassrolle, ich bin nicht so sehr der Solist.

Du veränderst Kubus für den Diplomauftritt?

Ich habe das nicht vor. Ich möchte ja Kubus nicht einfach nur benutzen, irgendwelche Solo-Teile über ihre Musik legen, oder was weiss ich. Wenn ich an den Stücken etwas verändere, müsste das konsequenterweise auch in das Live-Repertoire einfliessen. Meine solistische Leistung sehe ich eher groove-betont, in enger Verzahnung mit dem Schlagzeug.

Die vier Jahre Ausbildung sind vorbei. Wie geht es für dich weiter?

Im Herbst machen wir mit Kubus eine Tour, eventuell geht es im Frühling 2000 nach Tschechien und Polen. Aber sonst ist alles sehr offen und ungewiss. Ich habe mir nichts Konkretes zurecht gelegt. Aber ich möchte diesen Vakuum-Zustand vorerst so belassen: Einen Diplomabschluss zu haben, und nicht genau wissen, wie es weiter geht. Ich kann mir das auch eher erlauben, weil ich als gelegentlicher Betreuer von geistig behinderten Menschen im Brändi einen Job habe, der mir das Überleben finanziell einigermassen sichert.

Aber du hast den Traum, als professioneller Musiker zu leben, nicht aufgegeben?

Sicher nicht. Ich möchte das auch unbedingt ausprobieren. Es ist einfach schwierig, abzuschätzen. Ich bin total offen. Ich möchte sehr gerne einmal auf Open Air Bühnen spielen. Ich höre gerne Hip Hop. Aber ich hätte auch keine Skrupel, mal etwas voll auf kommerziell zu machen. Ich werde weiterhin musikalische Erfahrungen sammeln, das finde ich wichtig.

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