Hochschule Luzern - Musik, Abteilung Jazz

STIMMEN AUS DEM KREIS DER STUDIERENDEN


Hoffnungen, Erwartungen, Ängste und Befürchtungen im Zusammenhang mit der Überführung der Jazz Schule Luzern in die Musikhochschule - (eine zufällige Auswahl, gesammelt im Herbst '99 von Hämi Hämmerli)

 

Endlich werden alle Musikrichtungen gleichwertig behandelt. Ich hoffe auf eine gegenseitige Öffnung und Wertschätzung sowohl von Studierenden wie auch Lehrpersonen der drei Fakultäten.

Ich befürchte eine "Verschulung" der Jazzabteilung, das heisst: dass es einerseits zu einem Ungleichgewicht zwischen theoretischen und praktischen Fächern, andererseits das persönliche Üben und Vertiefen aufgrund der Vielfalt von Fächern zu kurz kommen wird.

Jolanda Brunner, Gesang, Diplomklasse

 

Es ist ja noch ungewiss, wie ich mein Jazzschul-Diplom in ein Musikhochschuldiplom umwandeln kann. Falls dies klappt, erhoffe ich mir gute Chancen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt und die Möglichkeit zu Nachstudien im Ausland.

Allerdings glaube ich nicht, dass sich ausser dem Namen überhaupt etwas ändern wird. Die Atmosphäre an der Jazzschule ist sehr persönlich und herzlich und droht durch das Wachstum in Anonymität zu kippen.

Marcel Stalder, E-Bass, Diplomklasse

 

Gut finde ich, dass unsere Ausbildung das gleiche Prestige wie die eines Konservatoriums oder einer Uni geniessen wird. Ich hoffe, dass durch das steigende Niveau der Studierenden der Druck auf die Ausbildungsqualität erhöht wird.

Ich wünsche mir, dass trotz dem Anwachsen des "Apparats" der Austausch an der Schule so offen und intim wie bisher bleibt.

Markus Stalder, Gitarre, Diplomklasse

Ich hoffe, dass es mehr übergreifende Kurse gibt. Befürchtungen habe ich überhaupt keine.

Adrian Stern, Gitarre, B3

Das Lehrdiplom der Jazzschule gewinnt an Anerkennung und Prestige. Jazz und Klassik werden gleichwertig behandelt, was sich bei der Jobsuche positiv auswirken muss. Ich hoffe, dass das MHS-Diplom europäisch anerkannt wird. Ich erwarte, dass das Schulgeld an allen drei Fakultäten angeglichen wird. Alle Studierenden sollen gleich behandelt werden.

Ich frage mich, ob die Familiarität der Schule erhalten werden kann, vor allem bei der Aufstockung der Studentenzahl. Leute, die nicht ganz "reglementskonform" funktionieren, sollten auch in Zukunft Platz haben.

Wahrscheinlich werden in Zukunft halt grössere Schiffe für die Diplomfeier gemietet werden müssen.

Marcel Burgener, Drums, B3

Ich hoffe auf den individuellen Fähigkeiten entsprechend vertiefte Ausbildungsmöglichkeiten.

Ich befürchte einen langen Prozess bis spezifische Ausbildungspersonen verfügbar sind und eine adäquate Effizienz erreicht sein werden wird.

Annette Zemp, Gesang, B3

Ich hoffe, dass auf Grund vermehrter finanzieller Mittel das Angebot der Schule stark erweitert werden kann und dass der Musikerberuf anerkannt und infolgedessen eine starke und repräsentative Gewerkschaft zur Wahrung der Interessen der Jazzmusiker im speziellen gegründet wird. Die Schweiz wird so kulturell belebt und hoffentlich rücken Gesellschaft und Kultur näher zusammen. Für uns Studenten hoffe ich, dass uns noch besser ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stehen.

Ich befürchte, dass durch die Vergrösserung der Schule ein Teil ihrer bisherigen Flexibilität verloren gehen wird. Ebenfalls denke ich, dass die Schweizer Musik-Szene mit Jazzmusikern geradezu überschwemmt werden wird.

Adi Wiss, Drums, B3

Ich denke, dass durch die neuen Strukturen die Ausbildungsanforderungen generell gestiegen sind, was sich bestimmt auch in der Qualität der Schule ausdrücken wird. Durch das neue Image der Schule besteht die Möglichkeit, dass die Schule weiterhin so gute Lehrkräfte zu sich ziehen kann. Ich würde auch gerne z.B. ein paar Lektionen klassische Harmonielehre am Konservatorium besuchen.

Eine Gefahr besteht sicher darin, dass eine gewisse Verschulung stattfindet und der momentan sehr gute Schul-"Groove" bröckelt und einer Bürokratisierung Platz machen könnte.

Lorenz Schätti, Piano, B2

Ich hoffe auf eine Verbesserung der Infrastrukturen an der Schule vor allem im Bezug auf Räume und Übegelegenheiten und auf eine Verbesserung des Stundenplans, der teilweise überlange Präsenzzeiten mit langen Pausen erfordert. Gut finde ich auch die Möglichkeit, dass man sich nun schon im Studium spezialisieren kann.

Zurzeit bietet die Schule eine gesunde Mischung von schulischen Anforderungen und "Groove". Der Praxisbezug soll Schwerpunkt bleiben, denn ich möchte nicht wie an einer Uni viele Arbeiten schreiben müssen. Ausserdem fände ich es gut, wenn der Big Band mehr Gewicht gegeben würde.

Thomas Tavano, E-Bass, B2

Ich hoffe, dass uns der neue Status eines Hochschulabschlusses andere und bessere Möglichkeiten im späteren Berufsleben erschliesst. Einen weiteren Vorteil erhoffe ich mir durch den jetzt vielleicht vermehrten Austausch zwischen klassischer und Jazz-Musik (im Sinne eines gegenseitigen Kennenlernens). Auch stelle ich mir vor, dass Studierende der MHS Luzern regelmässig an europäischen Austauschprogrammen mit anderen Musikhochschulen teilnehmen können.

Negativ fällt mir das Wachstum auf, das im Moment durch Platzmangel usw. auf Kosten der Studierenden geht. Als weitere Befürchtung sehe ich mich mit klassischen Geigern in einem Bebop-Workshop oder umgekehrt als Jazzsaxophonist in einer Mozart-Oper spielen. Ich beobachte auch mit Sorge Tendenzen zu erschwerten Aufnahmebedingungen, die je länger je weniger mit musikalischer Reife als mit schulischer Vorbildung zu tun hat.

Gabriel Dalvit, Saxophon, B2

Die 3 neuen Fachrichtungen im Jazzbereich bieten je nach Interesse und Fähigkeiten interessante Abschlussmöglichkeiten an. Ich erhoffe mir, dass ich Kontakt schliessen kann zu verschiedenen Leuten aus verschiedenen Fachgebieten wie z.B. der "Klassik". Dies sollte ermöglichen, dass man sich nicht stur in einer Richtung fortbewegt und man offen ist für anderes und fremdes.

Eine weitere Gefahr könnte sein, dass durch die zunehmende Fächerzahl und die dadurch steigende Beanspruchung es je nach Interesse schwierig wird, die persönliche Motivation über die gesamte Studienzeit aufrecht erhalten zu können. Da es gerade in meiner Phase wichtig ist zu Üben, befürchte ich, dass die Zeit dafür dadurch immer knapper wird.

Seppi Käppeli, Posaune, B1

Ich hoffe, dass der neue, höhere Abschluss auch im Ausland anerkannt wird. Positiv finde ich auch den neuen Namen der Schule...

Ich befürchte, dass eine Angleichung des Schuljahresbeginns an den Uni-Betrieb zur Folge hat, dass der Schulstoff in viel kürzerer Zeit gelernt werden muss. An der Uni liest man vor allem Bücher und lernt mehr oder weniger nur über den Kopf, während dem man an der Jazzschule den Stoff über's Jahr verteilt im Rahmen des Lehrplans immer wider aufarbeiten kann. In den Ferien gibt es Zeit für kreative Pausen. Ich finde dieser Rhythmus ist dem Lernen behilflich.

Es ist sehr inkonsequent, die Klassen so massiv zu vergrössern, ohne gleichzeitig die Räumlichkeiten zu erweitern und vor allem genügend Übegelegenheiten anzubieten.

Nicolas Hirzel, Piano, B1

 

Positiv ist, dass durch den Zusammenschluss der drei Schulen die Studiengebühren gesenkt werden konnten. Chancen sehe ich in einer zunehmenden Öffnung in musikalischer Hinsicht, in der gegenseitigen Bereicherung von Jazz und Klassik (Synthesen, neue Musikformen).

In den Augen vieler älterer Menschen hat Jazzmusik gegenüber der klassischen Musik einen geringeren Stellenwert - vielleicht fördert der Zusammenschluss ein Umdenken?

Die Institution könnte schwerfälliger werden und es besteht die Gefahr von Indentitätsverlust einzelner Komponenten.

Andrea Oswald, Saxophon, B1


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