Hochschule Luzern - Musik, Abteilung Jazz

Jazz als Gemeinschaftsprojekt der MHS Luzern Fakultät III und der Kantonsschule Schaffhausen im Rahmen des Schaffhauser Jazzfestival

"Jazz kann nicht erklärt, aber erfahren werden" war die treffende Überschrift in einer von der Presse sehr umfangreich gestalteten Berichterstattung über das gelungene Projekt, das alle Erwartungen bei weitem übertraf und hoffentlich ein Modell zur Nachahmung abgibt.

Von Urs Röllin

Auf Initiative von Urs Röllin, Musiker, Dozent an der Fakultät III und Co-Leiter des Schaffhauser Jazzfestivals, kam im Mai 2001 ein aussergewöhnliches fachdidaktisches Projekt zu Stande: Als Rahmenprogramm des Jazzfestivals Schaffhausen bot die Kantonsschule Schaffhausen ihren GymnasiastInnen eine Projektwoche Jazz mit Interessengebieten, die vom Einblick in die Jazzgeschichte bis zu Computermusik und Techniken des Sampling reichten. Studierende der Fakultät III der MHS Luzern (1. Jahr Hauptstudium Musikpäädagogik) erarbeiteten Konzepte für Workshops in den Bereichen Pop, Hip Hop und Blues. An einem gemeinsamen Schlusskonzert stellten sich alle Teilnehmenden auf der Bühne vor. Die Koordination lag in den Händen von Dozent Walter Hess.

Die Grundidee dieser Projektwoche entstand aus der Motivation, "Kunden" zu werben für den Jazz und das Festival, das sich seit zwölf Jahren als ein Schaufenster des aktuellen Schweizer Jazz definiert und versucht, sich über Generationsgrenzen hinweg Gehör zu verschaffen.

160 Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule, davon 40, die ein Instrument spielen, sollten sich während einer Woche in Seminaren und Workshops zum Thema Jazz / Improvisation und deren Einflüsse auf die sogenannte U-Musik auseinander setzen und Einsicht in das vielseitige Jazzgeschehen erhalten. Auf die Frage bei der Eröffnung, wie viele denn Jazzmusik Zuhause hören würden, bewegten sich vier Hände zaghaft in die Höhe. Je mehr Musikbeispiele ich quer durch diverse, vom Jazz infizierte Stile abspielte, um so grösser wurde die Verunsicherung. Gleichzeitig spürte ich aufkommende Neugierde, denn in einer halben Stunde waren die mit Jazz verbundenen Vorurteile widerlegt. Das darauf folgende Konzert der MHS Studenten beseitigte die letzten Zweifel. Die Ankündigung von Hämi Hämmerli im Projektprogramm: ...wir möchten in dieser Woche zeigen, dass der Jazz auch heute noch durchaus "bei den Leuten" ist ..., war auf bestem Wege.

Regisseur Nicolas Humbert begleitete die SchülerInnen am zweiten Tag durch "STEP ACROSS THE BORDER", diesen nicht ganz einfachen, in seiner konsequenten Haltung zur Improvisation in visueller wie in musikalischer Hinsicht aber einzigartigen Musikkultfilm der 90iger.

Am Freitag fesselte Peter Sigrist (MHS Fak.III) die Junghörer mit einer Reise durch die Entstehungsgeschichte des Jazz. Angefangen bei den Worksongs der afrikanischen Urvölker bis hin zum energetischen Live-Mitschnitt eines Konzertes von Miles Davis. Verschiedene Videos belegten eindrücklich, wie sehr Musik in das Leben der Menschen integriert sein kann und wie entwicklungsbedürftig die erste Welt in dieser Hinsicht noch ist. Zusammen mit StudentInnen der MHS setzte er das Erklärte mit gut gewählten Musikbeispielen in die Praxis um und erntete dafür stürmischen Applaus.

Wie der Computer als Musikinstrument live einsetzbar ist, demonstrierte Bruno Spoerri (MHS Fak.III), ein Pionier der Computermusik, mit grosser Kompetenz an der letzten Morgenveranstaltung. Die Sounds waren den SchülerInnen sicher vertraut, doch die interaktive Kommunikation mit Maschinen schien sie nicht sonderlich zu interessieren. Das änderte sich auch nicht, als Spoerri mit dem Technoproduzenten Marco Repetto als Gast improvisierte. Nicht zu sehen, wie die Musik entsteht, stellt offensichtlich eine Überforderung dar.

Die Arbeit der StudentInnen war sensationell

Zu den Themen Blues, Hip Hop und Popsongs erarbeiteten die Studenten der MHS Fak. III Konzepte für drei Workshops. Diese Arbeiten begleitete Pädagogikdozent Walter Hess durch das Herbstsemester. In Schaffhausen meldeten sich 12-16 SchülerInnen für die einzelnen Workshops, was zu ganz unterschiedlichen Besetzungen führte und grosse Flexibilität der Konzepte erforderte. Vier Proben à 3 Stunden betrug die zur Verfügung stehende Zeit, um einen Beitrag zu erarbeiten, der am Abschlussabend auf der Bühne des Kulturzentrums Kammgarn zur Aufführung kommen sollte.

Drei bis vier Studenten betreuten jeweils einen Workshop. Um gezielt und konzentriert arbeiten zu können, unterteilten sie die Gruppen in Rhythmusgruppe, Chor und TänzerInnen. Die Stücke wurden umgeschrieben und den Fähigkeiten der Schüler angepasst.

Das Resultat, das am Abschlussabend in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kammgarnhalle zu hören und zu sehen war, übertraf alle Erwartungen. Geschmückt mit Arbeiten der Fotografie- und Zeichnungs-Klassen und unter professionellen Rahmenbedingungen, was Ton und Licht betrifft, wurde während drei Stunden konzertiert. Ruedi Härdis freche Klanginstallation begann mit Pauken, Blechen und Motorsäge, bevor der Workshop Pop Songs seine Stücke präsentierte. Die SchülerInnen erschienen herausgeputzt, die in den Proben festgestellten Unsicherheiten waren verschwunden. Es folgte der Workshop Hip Hop mit eingeschobenen Soloeinlagen zweier DJ's und einer Girlgroup, die ihre einstudierte Choreographie vor pfeifender Schülerschaft darbot. Zum Abschluss betraten ganz in schwarz gekleidete Gestalten im Stile der legendären Blues-Brothers die Bühne. Mit dem Zawinul Klassiker "Mercy, Mercy, Mercy" waren alle Schranken gefallen und ein offener Szenenapplaus setzte ein.

Das darauf folgende Piano/Gesangs Duett von Yonni und Simon ( SchülerIn )endete in einer spontanen, halbstündigen Blues-Session, zusammen mit den auf die Bühne stürmenden Studenten der MHS. Zufriedene Gesichter bei allen Mitwirkenden und Gästen belegten das Fazit, dass sowohl das musikalische Niveau wie der Unterhaltungswert voll überzeugt hatte. Eine gelungene Woche und ein grosses Lob an die StudentenInnen.

Feedback:

"Besonders gefreut hat mich, dass auch diejenigen Schülerinnen und Schüler positiv gestimmt waren, die anfänglich dieser Jazz-Projektwoche mit grosser Skepsis begegnet sind. Ich hoffe, Ihr werdet weiter solche Projektwochen gestalten und mit der gleichen Überzeugung und Begeisterung musikalisch und pädagogisch tätig sein."

Kantonsschule SH, Pasquale Comi, Prorektor

"Diese Woche war für mich ein interessantes, inspirierendes und erfüllendes Ereignis. Es war besser als ich mir vorgestellt hatte. Ich sass jeden Morgen mit Erstaunen und Faszination in der Kammgarn und war jeweils den ganzen Tag noch von Gesehenem und Gehörtem eingenommen. Ich habe einen Einblick in die Welt des Jazz bekommen und damit auch Lust auf mehr. Was ich am Projekt besonders geschätzt habe: Ihr habt uns ein bisschen ins kalte Wasser geworfen, habt uns nicht die leichteste Kost vorgesetzt. Man musste sich mit allem auseinandersetzen, weil es neu und speziell war, zumindest für mich. Das fand ich spannend..."

Debie Neininger, Kantonschülerin.

"Was mich vor allem gefreut hat, war die Tatsache, dass unsere Pädastudenten den Kantischülern wirklich ein musikalisches Erlebnis mitgeben konnten. Sie haben aufgezeigt, dass dies (Musikunterricht als Workshop) ein wichtiger und richtiger Weg ist, um Jugendliche für Musik zu begeistern. Ich denke auch als Ausbildungsmodul hat diese Projektwoche sehr viel gebracht."

Walter Hess, Dozent für Pädagogik MHS Fak. III

"Sehr gefreut hat mich, dass alle TeilnehmerInnen von mal zu mal mehr Mut zum Spielen zeigten, Ideen brachten und so zum gelungenen Projekt beitrugen. Ich finde, wir haben wirklich Musik gemacht."

Christoph Schorro, Student MHS Fak. III

Presse 1

Presse 2


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