Hochschule Luzern - Musik, Abteilung Jazz

in Luzern

Am 16.-18. Dezember und 24. - 25. Januar 2003 wird Django Bates ein Repertoire mit unserer Big Band einstudieren, welches am Samstag, den 25. Januar im KKL, Luzern live aufgeführt wird. Am 18. Dezember tagsüber wird eine Masterclass stattfinden. Studierende und Lehrpersonen von anderen Schulen sind eingeladen, daran teilzunehmen. Anfragen bitte an das Sekretariat

Koordination und Leitung der Vorproben: Rainer Tempel

Saxofone: Reto Anneler, Céline Clénin, Marc Stucki, Rafael Schilt, Corinne Windler
Trompeten: Mark Oberholzer, Alban Lachenmeier
Posaune: Christoph Huber, Bassposaune: Xaver Sonderegger
Flöten: Toni Rosenberger, Denise Fischer
Klarinette, Bassklarinette; Karin Tomaschett
Horn: Michael Christen
Tuba: Michael Schlüssel
Klavier: Vincent Membrez
Gitarre: Roman Hosek
Elektrobass: Pascal Grünenfelder
Schlagzeug: Christian Bosshard
Perkussion: Dario Sisera

Ein gemeinsames Projekt der MHS Luzern, Fakultät III (Jazz), dem Jazz Club Luzern und den Mozart-Tagen, Luzern


Jango Bates in Lucerne. Photo: Dragan Tasic, ©

Jango Bates in Lucerne. Photo: Dragan Tasic, ©

Jango Bates in Lucerne. Photo: Dragan Tasic, ©

Jango Bates in Lucerne. Photo: Dragan Tasic, ©

Photos: Dragan Tasic, ©

Neue Luzerner Zeitung, 24. Januar 2003

Musikhochschule Luzern: Django Bates

«Ich bin ein Kontrollfreak»

Nur durch Kontrolle, sagt der Engländer Django Bates, könne er die Improvisation beeinflussen. Als Gast arbeitete er in einem Workshop mit dem Iazzorchestra der Musikhochschule Luzern.

INTERVIEW PIRMIN BOSSART

Django Bates Sie, haben Ihre Musik mit dem Jazzorchestra der Musikhochschule Luzern an einem mehrtägigen Workshop eingeübt Eine kurze Zeit für Ihre komplexen Werke.

Django Bates: Es war intensiv, und natürlich ist das die Herausforderung: viel Energie hineinzubringen, alle Musiker zu begeistern und zu hoffen, dass der Geist des Lernens übergreift. Es geht ja nicht nur darum, die Noten zu lesen. Wichtig sind mir auch die Instruktionen, etwa über die Form eines Stücks, dessen Atmosphäre.

Wie vermitteln Sie das?

Bates: Ich sage etwa: Spielt dieses Stück oder diese Passage nicht wie Steve Reich, sondern so, als ob ihr in einem heissen entspannten Land leben würdet Es kann auch wichtig sein, die Geschichte hinter dem Stück zu kennen. (Grinst) Manchmal hören sie die Musiker erst, wenn ich sie am Konzert dem Publikum erzähle. Das hat auch seine Wirkung.

Lassen Sie den Improvisationen einen grossen Spielraum?

Bates: Die Kompositionen sind ziemlich klar notiert. Selbst Teile, in denen jemand einen Solisten frei begleitet, sind manchmal geschrieben. Nur so kann ich beeinflussen oder diktieren, welche Art von Improvisation geschehen wird. Ich bin ein Kontrollfreak. Das ist, was die meisten Komponisten sind.

Nach weichen Kriterien haben Sie die Stücke ausgewählt, die Sie In Luzern spielen?

Bates: In Luzern werden ältere und neuere Kompositionen zu hören sein, sogar eine, die noch nie aufgenommen wurde. Der Spielort und seine Akustik spielten für die Auswahl eine Rolle. Oder ich habe an bestimmte Instrumente gedacht. Es hat ein Stück, bei dem die Trompete schön zur Geltung kommt. Es gibt ja bereits so viele Saxofonsoli in dieser Welt.

Das Jazzorchestra Luzern ist bestückt mit Musikern verschiedener Sparten. Wie war die Zusammenarbeit?

Bates: Ich habe eine sehr positive Atmosphäre erlebt. Musikalisch ist mir die sehr gute Rhythm-Section aufgefallen. Das ist ein Bereich, der immer sehr heikel ist Wenn ich mit einer Band arbeite, deren Musiker ich nicht kenne, ist es essenziell, dass die Schlagzeuger offen sind, um durch all diese verschiedenen Stimmungen und Rhythmen zu gehen. Manchmal kann ich nicht genau beschreiben, was ich will, sie müssen den Weg selber finden. Dann wieder sind die Sachen bis ins Detail notiert. Beides kommt vor.

Was ziehen Sie eigentlich vor: das Selberspielen oder das Komponieren?

Bates: Ich mache beides gerne. Beim Spielen ist Adrenalin gefragt. Es tut manchmal gut, diesen Kick zu haben. Und natürlich kannst du auch beim Spielen ein wenig komponieren. Das Komponieren ist ein einsamer Akt. Du kannst nicht wirklich Leute oder auch Freunde um dich haben, wenn du Musik schreibst, das wäre eine zu grosse Ablenkung

Wie haben sich Ihre Kompositionen über die Jahre verändert? Nehmen Sie selber bestimmte Entwicklungen wahr?

Bates: Vor einigen Jahren schrieb ich Musik, die immer komplexer zu werden drohte. Das ging bis zu einem Punkt, wo ich es selber fast nicht mehr ausgehalten habe. Seitdem habe ich anderes probiert. Es geht immer um die Balance.

Was ist für Sie zentral In Ihren Kompositionen ?

Bates: Es ist all das, was ich als Konzertbesucher selber erwarte. Wenn ich von einer Band die höre und bereits ahne, wie es in der nächsten Stunde weitergeht, dann ist das doch ziemlich deprimierend. Also sollen die Kompositionen interessant und überraschend sein. Und: Am Ende müssen sie vor der immer gleichen Frage bestehen: Tönen sie gut?


Neue Luzerner Zeitung, Ausgabe vom Montag, 27. Januar 2003

Jazz im KKL

Ein Stilmixer jenseits aller Tabus

Animiert von Django Bates, präsentierte sich das Jazz Orchestra der Musikhochschule Luzern mit Tuten und Blasen nach Herzenslust.

Man darf den Verantwortlichen der Musikhochschule Luzern füglich dazu gratulieren, dass sie die letztes Jahr erstmals realisierte Idee, einen fakultätsübergreifenden Klangkörper in einem Workshop mit einer ausgewiesenen Künstlerpersönlichkeit arbeiten zu lassen, auch heuer wieder aufgenommen haben. War es damals die amerikanische Komponistin und Bigbandleaderin Maria Schneider, liess sich diesmal ihr eigenwilliger englischer Kollege, Bandleader und Multitalent Django Bates, für das Vorhaben gewinnen.

Bates ist ein musikalischer Tausendsassa und Stilmixer jenseits aller Tabus, der eine fröhliche, oft ironische, immer aber erfrischende Musik jenseits aller Kategorien zu schreiben und zum Klingen zu bringen versteht.

Spielfreude geweckt

Der 42-jährige Bates, der schon wiederholt in Willisau aufgetreten ist und 1994 mit dem Luzerner Gitarristen und Jazzschullehrer Christy Doran ein viel beachtetes Jimi-Hendrix-Projekt verwirklicht hat, ist ein Mann mit gewinnender Ausstrahlung und Begeisterungsfähigkeit.

Kein Wunder, dass es ihm offensichtlich gelungen ist, bei den 21 jungen Musikerinnen und Musikern, die sich ihm anvertraut hatten, augen- undohrenfällige Spielfreude zu wecken. Ungehemmt und selbstbewusst schlug sich die Crew durch die zum Teil sehr vertrackten und recht schwierigen Partituren Bates, die immer wieder auch Raum für solistische Statements liessen.

Augenzwinkernde Zitate

Die grosse stilistische Bandbreite - mal ging es hymnisch, dann wieder schräg und ulkig zu und her - eröffnete dabei den jungen Musikerinnen und Musikern vielseitige Entfaltungsmöglichkeiten, die sie herzhaft zu nutzen verstanden. Und es bereitete ihnen sichtlich Spass, für einmal Passagen aus Beethovens Neunter oder aus Verdis Triumphmarsch in einem ungewohnten und überraschenden musikalischen Umfeld augenzwinkernd zu zitieren. Auch das rund 400-köpfige Publikum zeigte sich zum Schluss in seiner grossen Mehrheit vom Gebotenen unterhaltsam angetan.

BEAT MÜLLER


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