Hochschule Luzern - Musik, Abteilung Jazz

DAS 15. INTERNATIONALE IASJ JAZZ MEETING IN KRAKAU


Vom 3. bis zum 9 Juli 2005 fand in Polen das 15. jährliche Meeting der International Association of Schools of Jazz (IASJ) statt. Gastgeber war die Kraków School of Jazz and Contemporary Music. Ca. 50 Studierende und 25 Dozierende von Jazzschulen aus über 20 vorwiegend europäischen Ländern trafen sich dort, um unter der Leitung verschiedenster Dozierenden an einer intensiven Woche mit Workshops, Masterclasses, Jam Sessions, Workshopkonzerten und Aufnahmesessions teilzunehmen.

Die Jazzabteilung der Musikhochschule Luzern war mit den Studierenden Reto Anneler, as Lionel Friedli dr und Gregor Heini g und Heiri Känzig (Dozent für Kontrabass und Ensemble) und Fabian Kuratli (Dozent für Schlagzeug, Ensemble und Rhythmik) gut vertreten.


Von Fabian Kuratli, Musiker und Dozent für Schlagzeug, Rhythmik, Ensemble

Das Meeting der IASJ in Krakau

Vom 3. bis 9.Juli dieses Jahres fand in Krakau ein Treffen von VertreterInnen von Jazzschulen aus der ganzen Welt statt. Eine Delegation der Jazzabteilung der Musikhochschule Luzern war ebenfalls unter den Teilnehmenden.

Auf Betreiben des bekannten Saxophonisten Dave Liebman (u.a. Miles Davis) treffen sich seit Ende der Achziger Jahre VertreterInnen von Jazzschulen aus der ganzen Welt im Rahmen eines alljährlichen Meetings zu einem Erfahrungsaustausch. Die zu diesem Zweck gegründete International Association of Schools of Jazz“ (IASJ) ist ein weltweites Netzwerk von Ausbildungsstätten des Jazz und organisiert diese Zusammenkünfte jedes Jahr an einem anderen Ort.

“Conceptually, the goal of the IASJ is to use the medium of jazz as a vehicle to promote positive cross-cultural communication between people from different countries. The process of practicing music together, performing with a small ensemble, meeting in master classes and jam sessions as well as socially is how the IASJ achieves this goal.” Mit diesen Worten beschreibt der charismatische künstlerische Leiter Dave Liebman Sinn und Zweck der Organisation.

Das diesjährige Treffen fand anfangs Juli in Krakau statt. Ueber hundert StudentInnen, Dozierende und VertreterInnen von 35 öffentlichen und privaten Jazzschulen und Hochschulen haben sich in dieser traditionsreichen Stadt eingefunden. Polen hat eine lange Jazz-Tradition und speziell Krakau war immer ein fruchtbarer Boden für Jazz und hat bedeutende Musiker hervorgebracht (z.B. Tomas Stanko). Die Jazzabteilung der Musikhochschule Luzern war mit den Dozierenden Heiri Känzig und Fabian Kuratli sowie mit den Studenten Lionel Friedli, Reto Anneler und Gregor Heini vertreten.

Im Zentrum standen die StudentInnen: bereits am Sonntag fanden Auditions statt, die ein erstes Kennenlernen ermöglichten. Schon zu diesem Zeitpunkt zeigte sich, dass das Niveau ausserordentlich hoch war; ein Eindruck, den auch langjährige IASJ-Veteranen bestätigten. Jede Schule hat offensichtlich ausschliesslich ihre herausragendsten VertreterInnen geschickt.

Anschliessend wurden die StudentInnen in sieben Ensembles eingeteilt. Die Kriterien waren dabei nicht bloss die individuelle Klasse, sondern auch die Staatsangehörigkeit: es wurde eine möglichst grosse Durchmischung angestrebt. In der Gruppe beispielsweise, die ich zusammen mit dem irischen Bassisten Ronan Guilfoyle leiten durfte (er ist ja als staatlicher Experte bei den diesjährigen Diplomprüfungen in Luzern kein Unbekannter mehr), spielten ein Israeli am Bass, ein Finne am Schlagzeug, ein Deutscher, ein Oesterreicher und ein Amerikaner an den Saxophonen, eine griechische Sängerin sowie ein indonesischer Gitarrist. Es wurde uns wieder einmal exemplarisch vor Augen geführt, wie sehr der Jazz eine universelle Sprache sein kann!

Die Hauptarbeit der Woche bestand in intensiven Proben in den Ensembles. Jeder Gruppe wurden zwei DozentInnen zugeteilt,welche die Co-Leitung übernahmen. Es ging dabei weniger um eine Workshopleitung,wie sie etwa im Verlaufe eines Studienjahres üblich ist. Das primäre Ziel war vielmehr eine möglichst selbständige Erarbeitung eines Repertoires für das Abschlusskonzert. Die StudentInnen waren selber verantwortlich für die Auswahl der Stücke und für den Probebetrieb. Die Dozierenden wurden angehalten, eher zurückhaltend zu agieren und nur bei Bedarf, etwa bei Unstimmigkeiten oder Verständigungsproblemen, einzugreifen. Aktiv wurden die Dozierenden am Montag beim Teachers Concert sowie in den Masterclasses.

Ein weiteres Podium für den Austausch zwischen den Dozierenden waren zudem die ebenfalls täglichen Ongoing Dialogues“, die jeweils einem für die Jazz-Ausbildung relevanten Thema gewidmet waren.

Eine ungezwungene Form des Austausches stellten die nächtlichen Jam-Sessions in den beiden lokalen Jazz-Clubs dar. StudentInnen und Dozierende nutzten diese Gelegenheit ausgiebig. Nicht selten dauerten die Stücke eine halbe Stunde und länger. Erstaunlich war dabei auch das grosse Interesse der Krakauer Bevölkerung am Geschehen in den Jazzclubs. Der Jazz scheint in Polen tatsächlich einen hohen Stellenwert zu haben. Die beiden Clubs sind offensichtlich Fixpunkte im Krakauer Nachtleben und werden von allen Bevölkerungs- und Altergruppen frequentiert (was ja in der Schweiz nicht immer der Fall ist).

Die beiden Abschlusskonzerte schliesslich fanden im Radio Krakow statt und waren ein grosser Erfolg. Die meisten Gruppen präsentierten ausschliesslich Eigenkompositionen und zeigten einen Ueberblick über den aktuellen Jazz.

Das Fazit dieser Woche ist überaus positiv. Die Jazzausbildung hat eine andere Tradition und kennt ganz andere Probleme und Hürden auf dem Weg zum Berufsmusiker als das klassische Pendant. Umso bedeutender ist der regelmässige Austausch, um die jazzspezifischen Aspekte einer Musikausbildung zu diskutieren. Wichtig waren neben allen Veranstaltungen, Masterclasses und Proben aber auch die neuen Kontakte, die untereinander geknüpft werden konnten.

Die nächsten Treffen werden 2006 in Kentucky (USA) und 2007 in Siena (It) stattfinden. Es wäre begrüssenswert, das weltweit bedeutendste Treffen der Musikausbildung des Jazz einmal nach Luzern holen zu können! Bestrebungen dazu sind im Gang, dieses Vorhaben 2008 in die Tat umzusetzen.



Die International Association of Schools of Jazz (IASJ) ist eine Interessensgemeinschaft von Jazzschulen auf allen Stufen mit Sitz am Royal Conservatory“ Den Haag, Holland. Das Ziel der IASJ ist die Förderung der Kommunikation zwischen Jazzschulen, Dozierenden und Studierenden aus verschiedensten Ländern. Die Hauptaktivität der IASJ ist die Veranstaltung von jährlichen Meetings, an denen gemeinsam Musik gemacht wird. Ausserdem veröffentlicht die IASJ regelmässig einen Newsletter und unterhält eine Mailingliste im Internet, in welchen aktuelle Themen diskutiert und der gegenseitige Austausch gepflegt werden. Künstlerischer Direktor und Gründer ist Dave Liebman, einer der gewichtigsten Jazzmusiker und Pädagogen im Jazz. Weitere Vorstandsmitglieder sind: Walter Turkenburg (Royal Conservatory, Den Haag), Karl Heinz Miklin (Kunstuniversität Graz), Gary Keller (University of Miami), Bernhard Hofmann (Jazz- und Rockschule Freiburg), Dimos Dimitriadis (Ionian University Korfu). Mehr Infos unter www.iasj.com


HOCHSCHULE LUZERN MUSIK, ABTEILUNG JAZZ, ZENTRALSTRASSE 18, CH-6003 LUZERN, SWITZERLAND
Phone: ++41-41-412 20 56 / Fax: ++41-41-412 20 57 / E-Mail: jazz@hslu.ch