Hochschule Luzern - Musik, Abteilung Jazz

DAS 14. INTERNATIONALE IASJ JAZZ MEETING IN FREIBURG


Vom 30. Mai bis zum 5 Juni 2004 fand in Deutschland das 14. jährliche Meeting der International Association of Schools of Jazz (IASJ) statt. Gastgeber war dieses Jahr die Jazz- & Rockschule in Freiburg im Breisgau. Ca. 50 Studierende und 25 Dozierende von Jazzschulen aus über 20 vorwiegend europäischen Ländern trafen sich, um unter der Leitung von George Gruntz und den Dozierenden an einer intensiven Woche mit Workshops, Masterclasses, Jam Sessions, Workshopkonzerten und Aufnahmesessions teilzunehmen. Daneben trafen sich Vertreter der Leitungen der teilnehmenden Schulen, um über verschiedenste Themen zu diskutieren und sich auszutauschen. Die Jazzabteilung der Musikhochschule Luzern war mit Michael Jaeger, Michael Stulz und Claudio Strebel (alle im Hauptstudium Performance), Christy Doran (Dozent für Gitarre und Ensemble), Ed Neumeister (Fachbereichsleiter Komposition-Arrangement Jazz) und Hämi Hämmerli als Vertreter der Fakultätsleitung gut vertreten.

Hier persönliche Eindrücke von Claudio Strebel ...............


Fussball EM 2004 am IASJ-Meeting in Freiburg

Vom 30. Mai bis 5. Juni fand in Freiburg im Breisgau das jährliche Meeting der IASJ (International Association of Schools of Jazz) statt. Studierende und Lehrpersonen aus aller Welt trafen sich um zu spielen, zu diskutieren und eine gute Zeit zu verbringen.

Gross waren meine Erwartungen. Wie spielen wohl die Amerikaner, die Spanier, die Israelis, die Russen? Ich war etwas angespannt an jenem ersten Morgen, als die Student Audition“ angesagt war. Da wurden per Zufall Bands zusammen gestellt, welche je einen Standard vorspielen mussten. Dabei konnten alle Teilnehmenden sich gegenseitig spielen hören, und eine Jury stellte an Hand dieses Jams die Workshop Formationen zusammen.

Mein erster Eindruck war enttäuschend. Die meisten Bands spielten einen Blues, und es klang nicht gerade umwerfend. Haben alle zuviel erwartet an einem Sonntag Morgen um 10.30 Uhr?

Man stelle sich vor, man kommt an ein Jazz Meeting, man kennt niemanden, und jetzt wirst du nach einem Blues schubladisiert“ und eingeteilt. Wo sind die Cats“? Wer spielt am geilsten“? Natürlich möchte jeder sein Bestes geben. Wie stellt man das an? – Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Die meisten versuchen es auf die sportliche Variante.

Beim Jam am Abend verfliegen meine ersten Zweifel vom Morgen. Das Niveau ist hoch. In Sachen Standards macht den Amerikanern keiner so schnell was nach. Viele trauen sich kaum auf die Bühne. Die Würfel sind scheinbar gefallen. Alle wissen jetzt, wer die coolsten Typen sind.

Es tut gut, speziell als Kontrabassist an der Musikhochschule Luzern, so viele andere Studierende zu hören. Da gibt es zum Beispiel einen 19jährigen Bassisten aus New York: Milchgesicht, nicht der schlankste, Shorts, T-Shirt mit Kragen, Turnschuhe und die Socken bis an die Knie hinaufgezogen. Ein richtiger Amerikaner, der gerade aus dem Mac Donald’s heraus kommen könnte. Auf der Strasse würde ich niemals auf Jazz Musiker tippen. Und dieser Kerl spielte so genial Kontrabass!

Im Verlauf der Woche gab es zwei Lehrer Konzerte. Da standen geniale Musikerinnen und Musiker auf der Bühne. Die Musik war virtuos, tight, souverän gespielt. Und trotzdem berührten mich diese zwei Konzerte nicht. Der Mood vom ersten Morgen an der Audition hat scheinbar auch auf die Lehrpersonen übergegriffen. Es wurde soliert, geröstet“, gekämpft – und die Musik blieb auf der Strecke.

Musikalisch am tollsten waren für mich die Workshop Konzerte der Studierenden am Ende der Woche. Die meisten Bands haben eine Woche lang eigene Songs erarbeitet. Und es waren plötzlich nicht mehr bloss die Jamsession Cats, die mich am Schluss am meisten beeindruckten.

Diesen positiven Eindruck habe ich nach Hause mitgenommen. Mach deine eigenen Sachen und steh dahinter! Denn die Fussball EM 2004 fand ja zum Glück nicht in Freiburg statt!

Claudio Strebel

.......... und Michael Jaeger


Räume statt Musik

Da waren wir also versammelt in diesem Raum. Acht Personen aus ebenso vielen Ländern in einem bunkerartigen Unterrichtsraum der Jazz und Rockschule Freiburg in Preisgau. Eine irgendwie zusammen gewürfelte Combo an irgendeinem Ort. Die Lüftung rauschte laut. Ob irgendjemand seine Kompositionen mitgenommen habe, fragte ein Teacher aus den USA. Es wurde nach Noten gekramt, die Noten kopiert, verteilt. Die Lüftung hatte aufgehört zu rauschen. Wir spielten die Noten. Wir übten sie auch Tags darauf. Und Tags darauf. Eine Woche lang. Manchmal lachte jemand, manchmal flog ein Klang auf, berührte etwas. Aber nur sehr kurz, um dann wieder dem Rauschen der Lüftung und unseren Noten Platz zu geben. Manchmal schauten Teacher aus anderen Ländern zu uns in den Raum, meistens gingen sie wieder ohne etwas zu sagen.

Am Abend kamen wir jeweils spät in das Black Forest Hostel zurück wo wir vier Schweizer, die Italiener, die Russen, die Finnen, die Lettländer, die Spanier, die Argentinier und der Grieche nächtigten. Das Hostel war ursprünglich eine Thermometer Fabrik und lag daher an einem reißenden Kanal am Fuße der Rebberge. Die hohen Räume empfingen uns allabendlich freundlich und ruhig: Im Parterre lag das Entree mit der Rezeption, die Küche und ein großer Aufenthaltsraum. An den Decken hingen winzige Leuchter aus Brockenstuben deren Licht gedimmt war, an der Wand standen Vasen mit kräftigen Blumen und in einer Ecke fand ich eine Nische in der eine Kerze brannte, die einen goldigen Buda oder Ähnliches erhellte. Wir setzen uns zu den Anderen und plauderten.

Plötzlich diese Übersicht, diese Klarheit. Plötzlich nicht mehr irgendwelche Leute an irgendeinem Ort, sondern diese Leute zu genau diesem Zeitpunkt an diesem Ort! Ich bin es gewohnt, dass Musik – und vor allem der Jazz mit seiner Improvisation – die Möglichkeit besitzt, den Moment zu bündeln, Konzentration zu schaffen, das Wesentliche zu fokussieren. In Freiburg jedoch waren die Räume im Black Forest Hostel stärker als die Musik.

Michael Jaeger


Die International Association of Schools of Jazz (IASJ) ist eine Interessensgemeinschaft von Jazzschulen auf allen Stufen mit Sitz am Royal Conservatory“ Den Haag, Holland. Das Ziel der IASJ ist die Förderung der Kommunikation zwischen Jazzschulen, Dozierenden und Studierenden aus verschiedensten Ländern. Die Hauptaktivität der IASJ ist die Veranstaltung von jährlichen Meetings, an denen gemeinsam Musik gemacht wird. Ausserdem veröffentlicht die IASJ regelmässig einen Newsletter und unterhält eine Mailingliste im Internet, in welchen aktuelle Themen diskutiert und der gegenseitige Austausch gepflegt werden. Künstlerischer Direktor und Gründer ist Dave Liebman, einer der gewichtigsten Jazzmusiker und Pädagogen im Jazz. Weitere Vorstandsmitglieder sind: Walter Turkenburg (Royal Conservatory, Den Haag), Karl Heinz Miklin (Kunstuniversität Graz), Gary Keller (University of Miami), Bernhard Hofmann (Jazz- und Rockschule Freiburg), Dimos Dimitriadis (Ionian University Korfu). Mehr Infos unter www.iasj.com


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