Dritter Teil

die Analyse

 

1. Schlussbericht Didaktik-Schüler

1.1 allgemeine Bilanz der Unterrichtszeit

Der Unterricht konnte zu jeder Zeit auf einem fachlich intensiven Niveau gehalten werden, ohne dass dies der allgemeinen Spielfreude des Schülers abträglich wurde. Einzig der Unterhaltung oder Motivierung dienende Elemente konnten vom Unterricht fernge-halten werden. Dies war deshalb möglich, weil der Schüler sich ein solches Arbeiten auf seinem Hauptinstrument Bass seit langem angewöhnt hatte.

Die anfänglich formulierte Gefahr, dass wegen einer Diskrepanz zwischen musikalischer Vorbildung und realem Können auf dem Instrument die Motivation und Freude weichen könnten, konnte erfolgreich verhindert werden. Dies lag einerseits daran, dass der Schüler seine Fortschritte erkannte, aber auch an der ungebändigten und natürlichen Spielfreude seinerseits. Ein wesentlicher Grund dafür könnte sein, dass sich der Schüler musikalisch nicht ausschliesslich über das Schlagzeugspiel definieren muss. Beim Bass erreichte Ziele werten natürlich den allgemeinen Fortschritt im Bereich Musik auf.

Die erwarteten Transfereffekte fanden statt. Die Arbeitsform hat unheimlich davon profitieren können. Insbesondere nonverbale Informationen im Zusammenspiel konnten einfach umgesetzt werden.

 

 

1.2 Bilanz der Zielvereinbarungen

Den im Anfangsbericht 1.3.1 und 1.3.2 formulierten Zielen wurde Rechnung getragen. Die Zielvereinbarungen wurden absolut konsequent verfolgt. Zu keinem Zeitpunkt kam der Wunsch auf diesen Weg zu verlassen oder Motivation aus anderen Gebieten schöpfen zu wollen.

Auf dem Weg nach den in 1.4.1 formulierten Grobzielen ist der Schüler ein grosses Stück weitergekommen und hat sich auf den vom Lehrer vorgegebenen Bahnen eingespurt. Er konnte für eine lockere natürliche Bewegungsweise und auf den Zusammenhang zwischen Haltung am Instrument und Klang oder Koordination sensibilisiert werden. Selbstver-ständlich sind diese Prozesse nicht abgeschlossen, doch der wichtige erste Schritt ist getan.

Hand-Technik konnte vorangetrieben werden und gegen Ende des Semesters sogar einige stiltypische Besonderheiten betrachtet werden.

Fuss-Technik Hier mussten einige Abstriche im Sinn eines fortschreitenden Unterrichts in Kauf genommen werden. Es hat sich gezeigt, dass die von mir vorgeschlagene, auf alle Anwendungen übertragbare heel-up-Technik, bei der das Pedal zu keinem Zeitpunkt in das Fell gedrückt wird, in einer so kurzen Zeit nicht mit vernünftigem Aufwand erreicht werden konnte. Hätte ich auf diesem Punkt beharrt, hätte dieses Thema sicher ein ganzes Semester in Anspruch genommen und auf essentielleren Gebieten keine Fortschritte zugelassen. Offenbar ist es ein natürlicherer Weg zuerst allgemeine spielerische Fähigkeiten zu entwickeln und in einem zweiten Schritt die idealste Technik dafür zu erarbeiten.

Koordination konnte nach einer relativ geringen Zeit bereits voll und ganz im stilistischen Zusammenhang unterrichtet werden.

Schlagzeugnotation wurde sehr untergeordnet behandelt. Ich kann davon ausgehen, dass das Wissen beim Schüler angekommen ist. Auf ein Training im Blattspiel habe ich aus praktischen Gründen verzichtet.

Rhythmisches Notenlesen und Interpretieren war ein sehr oft auftretender Faktor im Unterricht. Da nie Probleme beim Lesen, sondern höchstens in der Umsetzung aus koordinativen Gründen auftauchten, habe ich dieses Thema nie in den Vordergrund gerückt. Auf diesem Gebiet konnte der Schüler am meisten von seiner musikalischen Vorbildung profitieren.

Anwendungen, freies Spiel: Im Zusammenspiel mit dem Lehrer konnte der Schüler gewisse Erfahrungen sammeln. Mehr und mehr flossen das Erarbeiten von neuen Rhythmen und Koordination mit dem freien Spiel ineinander über. Als Lehrer fand ich besonderen Gefallen an einer Lehr-/Lernform die auf Zusammenspiel und Imitation beruht. Der Lehrer spielt vor, der Schüler imitiert im Zwei-Takte-Zyklus. Dabei wird der Spielfluss nicht unterbrochen und trotzdem kann sich der Lehrer voll auf den Schüler konzentrieren da nicht beide gleichzeitig die schwierigen Parts spielen. Der Schüler kann nach jeder Phrase seine Performance mit der des Lehrers akustisch vergleichen und erhält so auf jeden selbstgespielten Ton ein (nonverbales) Feedback. Der Lehrer kann fortlaufend die Fortschritte des Schülers hören und optisch Schwierigkeiten erkennen. Durch das Vorspielen hat er jederzeit die Kontrolle über Lehrgeschwindigkeit und Anforderungen. Er kann bei einem Thema verweilen oder verschiedenste Gebiete schnell und unkompliziert durcharbeiten. Treten grundlegende Schwierigkeiten auf, kann er jederzeit unterbrechen.


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